BNN – Ausgabe Bruchsal vom 06.11.2001

Patchworkausstellung in der Gustav-Adolf-Kirche

Aus Armut der Amish erwuchs die Kunstfertigkeit des Quiltens

Untergrombacher Künstlerin Ute Seichter zeigt eigene Arbeiten

In der kleinen Gustav-Adolf-Kirche in Untergrombach wurden bei der Eröffnung einer Ausstellung Kunstwerke besonderer Art stellt. Dr. Hans-Wilhelm Müller, Vorsitzender des Ältestenrats der evangelischen Christusgemeinde Ober- und Untergrombach, betonte in seinen Grußworten: "Kirche und Kunst haben nicht, nur das 'K' am Anfang", gemeinsam hätte sie sich immer ergänzt. Deshalb habe die Gemeinde die Gustav-Adolf-Kirche auch immer für die Kunst geöffnet.

In einem Querschnitt präsentiert Ute Seichter eine Auswahl ihrer Quilt- und Patchworkarbeiten, "Bilder", die sie statt mit Pinsel und Palette mit Nadel und Faden "gezaubert" hat, und deren Ursprünge bei den Amish People in Pennsylvania zu finden sind. Begabt für Handarbeiten, hatte sie schon immer Freude am kreativen Gestalten und ließ sich gerne für diese Form der Kunst inspirieren, als sie davon hörte. Sie besuchte, um die Technik dieser Gestaltungsart zu lernen, in Freiburg im Carl-Schurz-Haus einen Intensivkurs und fertigt nun seit 13 Jahren in freier Gestaltung und in Anlehnung an die traditionelle Quilt- und Patchworkmethode der Amish herrliche Decken, Kissen, Wandbehänge und Türquilts die in ihrer zauberhaften Ausstrahlung der Motive den Betrachter bewundernd staunen, aber ihn kaum ahnen lassen, wie groß der Zeitaufwand, oft Monate bis zu einem Jahr, für die Fertigung der einzelnen Stücke ist, die alle Unikate sind.

In seinen einführenden Worten zur Vernissage stellte als Gastredner aus der partnerschaftlich verbundenen Stadt Ste.-Marie-aux-Mines, Monsieur Eyer, Mitglied einer "Mennoniten-Christusgemeinde", die Anfänge des Quiltens bei den Amish People in Pennsylvania in den Vordergrund. Er ging in seinen Erklärungen zurück auf die Entstehung der Amish-Bewegung, die 1693 durch das Wirken der Wiedertäuferpredigers Jakob Amman ihre Anfangsgründe im Tal von Ste.-Marie-aux-Mines im Elsass gehabt habe und sich erst viel später in Pennsylvania ausdehnte.

Aus der Armut und Sparsamkeit der Amish People geboren, entstand durch das immer wieder Verwenden von abgelegter Kleidung und gesammelter Stoffstückchen im Zusammenfügen für neue Bekleidung und wärmende Decken das Quilten. So spross aus der Not eine Gemeinschaftsarbeit der ganzen Familie. Durch jahrelange Herstellung solcher Arbeiten, vorwiegend Decken, ist eine Geschicklichkeit entstanden, die als Amish-Quilting und Amish-Patchwork leicht zu erkennen ist. Die Schönheit solcher Arbeiten, die echte Kunstwerke sind, liegt in den gediegenen Farben und den meist geometrischen Figuren, aus denen das klassische Patchwork entstanden ist. Für die Amish gibt es in den Mustern und Farben noch zusätzliche Kennzeichen bestimmter Rituale, die sich von Generation zu Generation überliefern und viel Bedeutung haben für die Familie.

Ähnliche Gefühle beflügeln beim Entstehen der Patchworkarbeiten auch Ute Seichter . Die Motive ihrer Ausstellungsstücke sind vielfältig, oft aus spontanen Ideen entstanden und modernen Stil, wie sie erzählt, aber auch bewusst traditionell gearbeitet, zum Teil nach Vorlagen der Amish People.

Viele Vorlagen zum Quilten und. für Patchwork hat sie auch selbst entworfen als Vorlagen für Handarbeitshefte und auch ein Quilt- und Patchworkbuch verlegt, woraus man die Ausstellungsstücke "hautnah" zu sehen bekommt. Bei den Kirchenwahlen am kommenden Sonntag können die Besucher der Gustav-Adolf-Kirche an der Verlosung eines Türquilts teilnehmen, dessen Erlös dem Förderverein zugute kommt.

Noch zwei Wochen ist die Ausstellung zu sehen. (Helga Pohl)