BNN – Ausgabe Bruchsal vom 16.12.2002  

Eine Atempause unter sternenklarem Himmel, die Kraft gibt

Momente der Ruhe in hektischer Adventszeit

Lebendiger Adventskalender in Untergrombach ist längst eine ökumenische Veranstaltung

Bruchsal-Untergrombach (pib). Es ist bitterkalt an diesem sternenklaren Abend. Die Atemluft zieht in hellen Schwaden durch die Luft, während rot gefrorene Nasen ein bisschen Farbe in die kalten Gesichter bringen. Und doch breitet sich tief im Innern eine wohlige Wärme aus, ein behagliches Gefühl, das die Kälte vergessen macht. Sind es die bunt erleuchteten Fenster und der rote, strahlende Stern?

Ist es das gemeinsame Singen, das Zusammensein mit bekannten wie fremden Men sehen? Ist es dieser Moment der Ruhe inmitten dieser hektischen Vorweihnachtszeit? Wahrscheinlich von jedem etwas. Auf jeden Fall ist es der lebendige Adventskalender in Untergrombach, der für diese Stimmung sorgt.

Bereits zum dritten Mal verwandelt die Christusgemeinde den Bruchsaler Stadtteil in ein Meer voller Lichter. Und jeden Abend um 17.45 Uhr öffnet sich ein neues „Türchen“, laden Familien und Bürger ihre Nachbarn und alle, die vom anderen Ende des Ortes kommen, zu einer ruhigen Viertelstunde ein. Irgendwo in Bayern, in einer katholischen Zeitung hatte Cornelia Gorenflo dereinst von einem solchen lebendigen Adventskalender gelesen und die Idee mit in ihre Heimat gebracht: „Diese Viertelstunde soll ein Gegenpol zum Konsum auf den Weihnachtsmärkten sein und ein Ruhepol in der oft so hektischen Adventszeit.“

Eine Viertelstunde, in der sich Menschen treffen, ein paar Lieder miteinander singen, sich an den geschmückten Fenstern erfreuen und sich von ihren näheren oder fernen Nachbarn eine weihnachtliche Geschichte erzählen lassen. Sandra Manz, die an diesem Samstag das „Türchen“ gemeinsam mit ihrem Hausnachbarn Siegfried Kuhn öffnet, erzählt nicht nur von Nüssen, die der Nikolaus verteilt, sondern von den „harten Nüssen“, die es manchmal im Leben zu knacken gilt. „Dann dürfen wir Menschen den lieben Gott ruhig um einen Nussknacker bitten, der uns hilft, das Problem zu meistern.“ Siegfried Kuhn macht bereits zum dritten Mal beim Adventskalender mit und begrüßt jeden Neuankömmling per Handschlag. „Bei aller Hektik möchte ich dazu beitragen, die Botschaft von Weihnachten und der Geburt Jesu Christi weiterzutragen“, sagt er, „denn Advent heißt warten auf das Weihnachtsfest, auf  ein besinnliches Fest.“ Wenngleich die evangelische Christusgemeinde den Adventskalender organisiert, ist er doch längst ökumenisch geworden.

Andererseits lockt er aber auch viele Menschen an, die keinen Kontakt mehr zur Kirche haben. Meistens sind es über 30 Frauen und Männer, Mädchen und Buben, die diese Viertelstunde Ruhe und Gemeinschaft suchen - eine Atempause, die Kraft gibt.