„Die Neue“ vom 3. November 1999

Kampf um Pfarrstelle

Untergrombach (leo). Kunst und Kirche, lange Jahrhunderte waren diese beiden Begriffe in festgelegter Konstellation verbunden: Die Kirche war Mäzen oder Auftraggeber von Kunst. In den evangelischen Christusgemeinden von Unter- und Obergrombach kehrt sich dieses historische Verhältnis um: Hier soll die Kunst die Kirche finanzieren. Bilder des verstorbenen Untergrombacher Kunstmalers Herbert Stumpf sollen helfen, die Pfarrstelle in der Gustav-Adolf-Kirche in Untergrombach zu erhalten.

Der Förderverein der Christusgemeinden Unter- und Obergrombach hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen eigenen ortsansässigen Pfarrer zu behalten, ganz entgegen den Vorschlägen der Bezirkssynode, die in Zukunft die seelsorgerische Versorgung der Grombacher aus Geldmangel durch den Pfarrer der Paul-Gerhard-Gemeinde gewährleisten will.

Dabei dreht es sich vornehmlich um den Wohnsitz des Pfarrers. Nach den Vorstellungen der Bezirkssynode könnte man ihn einsparen, da der Pfarrer im Pfarrhaus Paul-Gerhard in der Bruchsaler Südstadt wohnen könnte. Gelänge es allerdings dem Förderverein 120.000 Mark aufzutreiben, so könnten, damit die Mietkosten für eine Pfarrwohnung ausgeglichen werden. Das Geld würde allerdings nicht direkt in den Topf für die Miete fließen, sondern zur Finanzierung des schon geplanten neuen Pfarrbüros dienen. Im Gegenzug würde von der Gesamtkirchengemeinde Bruchsal die Anmietung einer adäquaten Wohnung in Untergrombach vorgenommen.

Um das volle Deputat zu erfüllen, müsste der Pfarrer noch eine halbe Stelle im Bruchsaler Krankenhaus übernehmen. Diese könnte, wie Dekan Wolfgang Brjanzew vorschlägt, durch eine Bezirksumlage der Mitglieder der protestantischen Gemeinden in Höhe von einer Mark getragen werden.

Die Entscheidung ob die seelsorgerische Arbeit in Unter- und Obergrombach zukünftig in dieser Form organisiert wird, wird am 19.November getroffen. Der Förderverein ist zuversichtlich. Durch Spenden und Benefizveranstaltungen konnte er schon ein Drittel der notwendigen Summe aufbringen. Anita Richard, die Lebensgefährtin des verstorbenen Kunstmalers Herbert Stumpf, hat sich nun bereit erklärt im Rahmen einer Gedächtnisausstellung rund 50 Bilder aus dem Nachlass zu verkaufen und einen Teil des Erlöses ebenfalls als Spende zur Verfügung zu stellen. Der Künstler, der vor zwei Jahren verstorben ist, war selbst lange Jahre Mitglied der Kirchengemeinde. "Mit dem Verkauf seiner Bilder für diesen Zweck handele ich ganz in seinem Sinn". Anita Richard ist froh, das Anliegen des Fördervereins unterstützen zu können.

Zarte Aquarelle, Landschaften und Orte der Heimat, Impressionen von seinen Reisen und farbenfrohe Blumenstilleben werden vom 7. bis 24. November in der Gustav-Adolf-Kirche in Untergrombach zu sehen, und für einen guten Zweck zu erwerben sein.

So wird in diesem Fall nicht die Kunst durch die Kirche gefördert, sondern trägt dazu bei , dass die seelsorgerischen Strukturen wie die Gemeindemitglieder sie wünschen, beibehalten werden.